Rede zum Volkstrauertag
Rede zum Volkstrauertag, 15. November 2020, 1000 Uhr GD, 1100 Uhr
Bürgermeister Werner Schweizer, es gilt das gesprochene Wort.
Systemrelevanz des Volkstrauertages angesichts der neuesten Verfassungsschutzberichte ?
Liebe Gemeinde ich danke ihnen, dass sie zu dem diesjährigen Volkstrauertag, trotz der besonderen Umstände gekommen sind, damit wir gemeinsam einen Moment inne halten können, um gemeinsam nachzudenken, wofür unser Mahnmal, unsere Gedenkstätte oder besser, unsere Denkstätte steht. Die Gedenkstätte steht neben der Friedenseiche und diese Eiche wurde bereits 1871 gepflanzt, verbunden mit der Hoffnung auf Frieden, unmittelbar nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges, so steht es in unserer Chronik.
Seit 98 Jahren, ja seit 1922 gibt es den Volkstrauertag, verbunden mit dem tiefen Wunsch nach Versöhnung und Verständigung und Abkehr von Hass, das war die Idee während der Zeit der Weimarer Republik. Doch die Wünsche und Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung, wie wir wissen.
1934 wurde der Volkstrauertag von den NAZIS offiziell zum Heldengedenktag umgewidmet. Noch lange nach dem II. WK wurde er so genannt, und primär wurde der gefallenen deutschen Soldaten gedacht.
Die weltweiten Opfer des Zweiten Weltkrieges und die Opfer der NAZI- Herrschaft wurden dabei häufig nicht erwähnt.
Heute erwähnen wir sie und heute denken wir auch an all die Menschen die sich in Kriegsgebieten, in Perma - Krisengebieten befinden, mit Lebensperspektiven die unendlich weit entfernt sind von unserem guten Leben hier in fast schwindelerregendem Überfluss.
Frieden ist das Meisterwerk der Vernunft, (KANT) so steht es auf dem Soldatenfriedhof Maleme auf der Insel Kreta.
Wo war diese Vernunft vor den beiden Weltkriegen und wo ist sie heute? Noch nie gab es so viele Kriege und Krisen auf der Welt wie seit dem Ende des Kalten Krieges.
Nun wird klar wofür auch unser Klixbüller Mahnmal neben der Friedenseiche stehen soll, ja stehen muss.
Zum einen, um den Schmerz über die Verlorenen zu lindern und um ihrer zu gedenken. Sicherlich hat keiner von ihnen seine Heimat verlassen in der Absicht zu sterben. Doch gestorben sind sie alle.
Zum andern und das ist der universale Sinn einer Gedenk- oder Denkstätte für uns alle, als Ermutigungsstätte, für mutiges und entschlossenes Denken und Handeln für eine gute Welt, für ein gutes Leben für alle Menschen, für alle Kreaturen dieser Erde.
Diese Ermutigungsstätte soll uns immer wieder daran erinnern, dass Frieden tatsächlich ein Meisterwerk der Vernunft ist und dass wir unsere Vernunft aber auch unseren Mut aktiv einsetzen müssen, um Recht, Freiheit und Frieden zu halten, oder zu schaffen. Denn ohne Frieden im Land, ist ALLES NICHTS, ist auch der größte Wohlstand nutzlos.
Ja, wir Menschen sind geschichtsfähig, wir sind lernfähig, wir sind zukunftsfähig, dank unserer Vernunft. Das ist die gute Nachricht die Hoffnung macht, wir müssen es nur wollen und wir müssen es tun durch vernünftiges und entschlossenes Verhalten und das können grundsätzlich alle Menschen.
Die Väter unseres Grundgesetzes haben dies bewiesen, diese unsere Verfassung ist tatsächlich mit Blut geschrieben und zeigt, dass Lehren aus der Geschichte gezogen wurden.
Sie ist die beste und die demokratischste Verfassung der Welt. Dieses GG ist eine fantastische Grundlage für Frieden im eigenen Land und Für Frieden mit anderen Ländern, dass dies so bleibt erfordert unsere Wachsamkeit und unser Engagement ggf. auch den legitimen Kampf gegen die, die sie beseitigen wollen und es gibt Menschen die unser bewährtes demokratisches System beseitigen wollen, es gab sie 1933 und es gibt sie auch heute wieder.
Ich sagte anfangs, dass all unsere gefallenen jungen Männer aus Klixbüll und Bosbüll die in die beiden großen Kriege gezogen sind, sicherlich nicht davon ausgingen, dass ausgerechnet sie sterben würden, aber dennoch sind sie gestorben, wievielt Tragik hätte vermieden werden können, wenn ein paar wenige bereit gewesen wären, bewusst ihr Leben zu riskieren, um das damalige System rechtzeitig zu beenden, so wie es im Jahre 1944 versucht wurde.
Unser GG ermutigt uns mit Artikel 20 (4), es fordert uns geradezu auf Widerstand zu leisten: GEGEN JEDEN DER ES UNTERNIMMT, DIESE ORDNUNG ZU BESEITIGEN, HABEN ALLE DEUTSCHE DAS RECHT ZUM WIDERSTAND, WENN ANDERE ABHILFE NICHT MÖGLICH IST.
1933 gab es diesen Widerstand zum Schutze der Weimarer Verfassung leider nicht.
Was folgte wissen wir, der wirkungsvollste Terrorstaat den es je gegeben hat ist entstanden.
Deutschland wurde zum Meister des Tötens und des Mordens mit all den negativen Auswirkungen bis zum heutigen Tag. Immer wieder frage ich mich, wie dies einer Kulturnation wie Deutschland passieren konnte, verbunden mit dem Wunsch, dass wir uns diese Frage nicht noch einmal stellen müssen.
Doch es gibt Hoffnung!
Deutschland hat an der Entwicklung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO aktiv mitgewirkt und so ist es gelungen, dass 193 Staaten diese 17 Ziele gemeinschaftlich akzeptiert und beschlossen haben. Am 18.Sept.2015 unterzeichnete Frau Merkel die AGENDA 2030 der Weltgemeinschaft, mit der festen Absicht die gesteckten Ziele bis 2030 zu erreichen. Die Ziele sollen ein GUTES LEBEN für alle Menschen dieser Erde bewirken, denn nur dann kann es auch Frieden geben.
Es ist mutmachend, dass diese Vereinbarung der Weltgemeinschaft gelungen ist, bemerkenswert ist, dass dies über alle Religionen hinweg gelungen ist und auch mit Staaten die gegeneinander zu dieser Zeit Krieg führten, aber dennoch die Agenda unterzeichneten, so groß ist die Sehnsucht nach einer friedvollen Welt.
Prof. Dr. Utz Schließky, der Direktor unseres Landtages sagt immer sehr locker, ein Staat hat nur zwei Primäraufgaben, mehr nicht, nämlich die Innere – und die Äußere Sicherheit zu gewährleisten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass dies langfristig nur gelingt, wenn alle Menschen ein GUTES LEBEN führen können, nur dann wird Frieden möglich werden und dabei können uns die 17 Ziele der Weltgemeinschaft helfen und dabei wollen wir von Klixbüll und Bosbüll aus mitwirken und mithelfen genau von den Stellen aus, wo der einzelne von uns steht.
Ich danke für Ihre und Eure Aufmerksamkeit und für Euren Einsatz für eine friedliche Welt.
Den Kranz haben wir vor dem GD niedergelegt, aus bekannten Gründen gibt es in diesem Jahr keinen gemeinsamen Gang zur Gedenkstätte. Jeder kann einzeln hingehen.
Steine stehen bereit zum Ablegen am Ehrenmal, eine jüdische Tradition. Steine markierten Grabstätten, so konnten Gräber in der Wüste wieder gefunden werden. Steine waren auch Blumenersatz im Sinne von Gleichbehandlung.
Guten Sonntag und bleiben sie behütet und gesund.
Dörpsmobil
DörpsCampus und mehr
Dörpsblatt